Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS: Rückenmark und Gehirn, inklusive Sehnerv). Multiple = vielfache, Sklerose = Verhärtung. Sie gilt als Autoimmunerkrankung, die Ursache ist jedoch nach wie vor ungeklärt.
Bei MS kommt es zu einer Fehlsteuerung des Abwehrsystems, welches sich gegen den eigenen Körper richtet. Es greift also körpereigene Zellen an – im Fall der MS die Schutzschichten der Nerven, sogenannte Myelinschichten. Dadurch entstehen Entzündungsherde, die an unterschiedlichen Stellen im Gehirn und Rückenmark auftreten können – und das mehrfach (= multiple). So können die Botschaften, die von der „Schaltzentrale“ Gehirn mithilfe verschiedener Nervenfasern über das Rückenmark zum Körper gesendet werden, nicht so wirkungsvoll übertragen werden und es entstehen die vielfältigen Symptome der Erkrankung.
Vermutet wird eine multifaktorielle Entstehung der MS – das heißt: Mehrere Bedingungen müssen zusammentreffen, um die MS zu verursachen. Das genaue Zusammenspiel dieser Faktoren (wie beispielweise Ernährung, Vitamin D, Infektionen im Kindesalter und andere Umweltfaktoren) ist jedoch bislang nicht hinreichend bekannt. Gesichert ist, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen.
Zurzeit leben mehr als 280.000 MS-Erkrankte in Deutschland – das heißt: Einer von 300 Menschen in Deutschland hat MS (Quelle: Atlas of MS). Niedersachsenweit wird die Zahl der Erkrankten auf über 24.000 geschätzt, Tendenz steigend. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren (Durchschnitt: 33 Jahre). 72 % der Erkrankten sind Frauen. MS ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter.
Die Krankheit verläuft unterschiedlich und ist schwer vorhersagbar. Sie kann schubförmig remittierend (bei 94 % der Erkrankten) oder sekundär progredient, also gleichmäßig fortschreitend, (bei 6 % der Erkrankten) verlaufen. Der Verlauf ist nicht zwangsläufig schwer. Vielen Betroffenen gelingt es, ihr bisheriges Leben mit Berufstätigkeit und Familie mit einem anderen Bewusstsein fortzusetzen.
MS führt zu vielfältigen neurologischen Störungen. Frühe Symptome können häufig z.B. einseitige Sehstörung oder Taubheitsgefühle und Missempfindungen sein. Diese sind sehr unspezifisch und verschwinden durch das Auftreten in Schüben auch nach einer Weile wieder. Das Fatale: Jeder Schub kann nach Abklingen dauerhafte Schäden hinterlassen, die Krankheit schreitet immer weiter voran. Weitere Symptome können sein: Störungen des Gehvermögens, der Bewegungsabläufe von Armen und Händen sowie Störungen des Sprechvermögens oder Fatigue und Konzentrationsstörungen. Ausgelöst durch diese starken Beeinträchtigungen können mitunter auch psychische Erkrankungen auftreten.
Trotz intensiver Forschung ist eine Heilung bis heute noch nicht möglich. Bei einigen Patienten kann jedoch die Erkrankungsaktivität kontrolliert und damit der Verlauf gebremst und die Symptome gelindert werden. Je früher eine medikamentöse Therapie begonnen wird, umso günstiger sind die Aussichten, die Auswirkungen der MS gering zu halten. Hoffnungsträger sind hierbei u.a. immunmodulatorische Substanzen, die die Schubrate bei den Erkrankten wesentlich reduzieren. Regelmäßige Krankengymnastik, Ergo- und Bewegungstherapien unterstützen den positiven Einfluss dieser Behandlungen.
Weitere Informationen – auch zum Stand der Forschung und neuen Therapieansätzen – sind auf der Seite des Bundesverbandes zu finden unter www.dmsg.de.